Wienerberger Ziegelei

Ziegelei am Wienerberg, Wienerberger Ziegelfabrik

Noch die Römer, die um ca. 70 Jahr n. Chr. den Wiener Boden besetzten, hatten an heutigem Wienerberg den Ton zu Ziegeln und Tonwaren verarbeitet. Denn bei Inzersdorf am Wienerberg gab es ein reiches Tonvorkommen, den plastischen, schwarz-blauen Ton, welcher für Ziegelwerke der wichtige Rohstoff war. Als im Jahre 1750 das nur auf die Herrschaften beschränkte Ziegelbrenn-Privileg aufgehoben war, dürfte jeder in der Monarchie einen Ziegelofen errichten und Ziegel brennen. Die erste staatliche Ziegelei (ein Fortifikations-Ziegelofen) am Wienerberg war 1775 über Befehl der Kaiserin Maria Theresia gegründet und lag zusammen mit den anderen kleinen Ziegelwerken vor der Toren der Stadt Wien.

Alois Miesbach

Alois Miesbach ist bekannt als größter Ziegel-Produzent der Monarchie. Sein Weg begann er 1820 mit der Pacht der herrschaftlichen Ziegelei von Inzersdorf und anderen zerstreuten Ziegeleien am Wienerberg. Die bestehenden Ziegeleien zu Vösendorf, Biedermannsdorf, Guntramsdorf und Leopoldsdorf wurden auch erworben. Als einer der ersten experimentierte Alois Miesbach mit Kohlenfeuerung in seinen Ziegeleien (im Jahr 1855 hatte er neun Ziegeleien) und versuchte die Fabrikations-Methoden zu verbessern. Dank der hervorragenden Qualität seiner Ziegel, wurde er bald Lieferant für große öffentliche Bauten und vor allem auch bevorzugter Hoflieferant geworden, durfte er seit etwa 1850 auf seine Ziegel den echten kaiserlichen Doppeladler stempeln.


Wienerberger Ziegelöfen, Plan der Stadt Wien, aus dem Jahr 1892

Wienerberger Ziegelöfen,
Plan der Stadt Wien aus dem Jahr 1892

Der kaiserliche Doppeladler, die Habsburger

Wer kennt ihn nicht, den kaiserlichen Doppeladler? Seine zwei Köpfe stehen für das weltumspannende universale Kaisertum. Seine Attribute sind Reichskrone, Reichsapfel sowie Szepter und Schwert. In der Mitte befindet sich häufig das genealogische Wappen der Habsburger, eingerahmt von den Wappen der Kronländer der Habsburgermonarchie.

Der kaiserliche Doppeladler, Habsburgermonarchie

Der kaiserliche Doppeladler:
Reichskrone, Reichsapfel, Szepter und Schwert

Reichswappen des Römisch-Deutschen Reiches

Der Doppeladler ist jedoch keine Erfindung der Habsburger. Zunächst war der Doppeladler das offizielle Reichswappen des Römisch-Deutschen Reiches, danach von 1804 bis 1918 das österreichische Kaiserwappen. Erst seit dem Ausgleich mit Ungarn im Jahre 1867 wurde der Doppeladler zum gemeinsamen Emblem der österreichisch-ungarischen Monarchie.

Heinrich Drasche

Der im Jahre 1857 verstorbene Alois Miesbach hinterlies seinen Besitz an Heinrich Drasche. In Ziegeleien von Heinrich Drasche waren es bis zum Jahre 1864 ca. 250 Öfen alter Konstruktion in Betrieb. Dann kammen die Ringöfen. Herr Drasche erwarb Hoffmann’sche Privilegium und im Jahre 1865 wurde am Wienerberge der erste Ringofen erbaut. Der Ringofen brachte noch bessere Qualität und die Gleichmäsigkeit der Produkte mit sich.


Heinrich Drasche hat versucht, die Ziegelproduktion mit den damals auf dem Markt befindlichen Maschinen, zu mechanisieren. Allerdings waren die importierten Ziegelpressen für kleinere Formate ausgelegt, was bei dem großen österreichischen Format mit enormen Schwierigkeiten verbunden war. Von der anderen Seite gab es sehr viel Ziegelstreicher, die in der Lage waren, im Handstrichverfahren genügend Ziegel für die schnell arbeitenden Ringöfen zu liefern. Aus diesem Grund waren die produzierten Ziegel bis in das erste Viertel des 20. Jahrhunderts mit Ziegelzeichen versehen.

Die Wienerberger Ziegelfabrik und Baugesellschaft

Im Jahre 1868 fällt Gründung der Wienerberger Ziegelfabriks- und Baugesellschaft mit Sitz in Wien. Die enorme Expansion der Ziegelwerke ließen Heinrich Drasche zur Einsicht, dass sie als Familienunternehmen nicht mehr weiterführbar waren. Sieben neue Ringöfen entstanden 1869 und weitere zwei in folgenden Jahren. Im Jahr 1873 waren es insgesammt 33 Hoffmansche Ringöfen und 13 Öfen alter Konstruktion in mehreren Werken der Wienerberger Ziegelfabrik und Baugesellschaft. Rund 80% aller Ziegel wurden noch per Hand im Handstrichverfahren gefertigt. Der Verkaufsvertrag vom 13.9.1869 markiert die Geburtsstunde der Wienerberger Ziegelfabrik und Baugesellschaft.

Das Ziegelzeichen der neuen Gesellschaft wurde geändert. Man verzichtete auf die Darstellung des offiziellen kaiserlichen Doppeladler. Die neue Firmenmarke war ein Doppeladler mit einem W für Wienerberger im Brustschild. Die Initialen H D verblieben auf den Ziegeln, da Heinrich Drasche bis zu seinem Tod Hauptaktionär der Gesellschaft war.

Wienerberger am Wienerberg

Wienerberger am Wienerberg

Nach der Gründung der Wienerberger Ziegelfabrik und Baugesellschaft entfaltete sie die regste Tätigkeit. Die Anzahl der jährlich produzierten Ziegel wurde durch die Arbeiteranzahl, Einführung neuer Ziegelpressen und mit Aufstellung von großartigen Trockenhüttensystem gesteigert. Die Ziegel aus Wienerberg waren hoch geschätzt. Inzwischen gehören zu Wienerberger Gruppe über 200 Fabriken in 26 Ländern.


Wienerbergteich, ehemalige Tonabbaugruben

Wienerbergteich, ehemalige Tonabbaugruben

In den 1960er Jahren wurden die Ziegeleien am Wienerberg stillgelegt da der Tonabbau unrentabel wurde. Zurück blieb brachliegendes Land. Es entstanden die Tongrubenseen. Noch heute zeugt Wienerbergteich von dieser Vergangenheit, denn dieser Teich ist ehemalige Abbaugrube einer geschlossenen Ziegelfabrik, die in ein Erholungsgebiet umfunktioniert wurden.